Kettenbrücken von damals
Ivo Hruban
Neue Prager Presse 29.10.1982 Nr. 43

Zpìt na Bedøich Schnirch

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Erb Magnisù

In den 1923 erschienenen Vorlesungen über Brückenarchitektur von Professor Jan Koláø vom Prager Technikum heißt es: „In der Konstruktion von hängenden Kettenbrücken hat der 1791 in Pátek bei Louny geborene, aus Böhmen stammende und 1868 in Wien verstorbene lngenieur Bedøich Schnirch Weltruf errungen. Nach seinem Entwurf wurde 1823 die erste Kettenbrücke auf europäischem Festland gebaut Nach einem Jahr war die Brücke mit einer Spannweite von 29,71 m, die über einen Seitenarm der Morava bei Strážnice in Mähren führte und bis 1857 dem Verkehr diente, fertiggestellt.“

ln der Zeit, als Schnirch zur Welt kam wurden die Brücken aus Holz oder Stein gebaut Schmiedeeisen gab es wenig, so daß es in tragenden Baukonstruktionen nur bei gezogenen Gewölben, als Mauerklammern, kleinen Verbindungselementen und Schlossererzeugnissen zur Anwendung kam. Als Zwanzigjähriger hörte oder las er über die Versuche und Mißerfolge beim Bau van Kettenstegen für Fußgänger in Nordamerika. 1817 standen in England die ersten beiden privaten Hängebrücken neben zwei Textilfabriken. Bedøich nahm das Studium an der Technischen Hochschule in Wien auf. 1820 wurde die erste Kettenbrücke als Verkehrsverbindung über den Grenzfluß zwischen England und Schottland errichtet. Drei Jahre danach überzeugte Schnirch seinen ersten Arbeitgeber, den Grafen Magnis in Strážnice; anstatt eine baufällige Holzbrücke zu rekonstruieren, besser eine Kettenbrücke errichten zu lassen. Dazu war viel Mut erforderlich, denn die ersten Konstruktionen in den USA und England stürzten entweder zusammen oder mußten mit großem Aufwand rekonstruiert werden. Schnirch konnte sich auch keine dieser Brücken aus der Nähe ansehen, eine zuverlässige Beschreibung oder einen Plan hatte er auch nicht zur Hand. Die Brücke in Strážnice wurde am 8. Juni 1824 eingeweiht und Zeitungsberichten zufolge widerstand sie auch der für damalige Zeiten größten Belastung - nämlich dem Durchzug einer geschlossenen Kavallerieformation.

Nach dem großen Brand in Strážnice baute er für den Grafen Magnis eine feuerfeste Schmiede. Graf Karel Chotek, der oberste Burggraf in Böhmen, berief 1827 Ingenieur Bedøich Schnirch in die Baudirektion Böhmens in der Eigenschaft eines Straßenkommissars mit der vordringlichen Aufgabe, eine Kettenbrücke über die Moldau in Prag zu entwerfen, wo seit der Zeit Karls IV. die einzige feste Verbindung beider Ufer eine Steinbrücke war. Zum ausgeschriebenen Wettbewerb wurden fünf Vorschläge eingereicht, der Entwurf von Schnirch wurde von der Gesellschaft für Brückenbau Ende 1828 als der beste befunden. Die tragenden Ketten sollten so wie bei allen bis zu dieser Zeit erneuten Brücken, van hohen gemauerten, auf den Ufern ruhenden Pfeilern gestützt werden. Der ganze Fußweg und ein Teil der Uferstraße wurde dadurch belegt.

In der Londoner Vorstadt Hammersmith war eine neue Brücke über die Themse errichtet worden, wo beide Ufer frei blieben. Erst nach einer fachlichen Zusammenkunft erfuhr František Josef Gerstner, Direktor des Technischen Instituts in Prag und Vorsitzender der physikalisch-mathematischen Sektion der Königlich-Böhmischen Akademie der Wissenschaften Einzelheiten darüber. Auf seinen Vorschlag hin, nahm die Gesellschaft mit dem Konstrukteur dieses Werkes, dem englischen Ingenieur Clark die Korrespondenz auf dieser sandte das neue Brückenobjekt nach Prag. Die von ihm vorgeschlagene Stellung der Pfeiler konnte in Prag nicht zur Anwendung kommen; Schnirch errechnete zudem, daß sich die Brücke van Clark übermäßig durchbiegen würde. Der Vorschlag erhielt nicht die notwendige Stimmenmehrheit und der Bau wurde vertagt.

Dem Grafen Chotek gelang es erst 1836, die Angelegenheit wieder ins Rollen zu bringen. In Anbetracht der Entwicklung der industriellen Vorstadt Smíchov setzte er in der Gesellschaft durch, daß die Brücke einen neuen Standart erhält: über die Schützeninsel (Støelecký ostrov) Mit dem Entwurf wurde Schnirch direkt beauftragt, der diesmal beide Ufer frei ließ und die Konstruktion so ausführte, daß die Durchbiegung sich in den zulässigen Grenzen bewegte. Schnirch leitete dann persönlich den Bau, der am 19.4. 1839 begann und im Oktober 1841 abgeschlossen wurde. Die Kettenbrücke war zur Zeit ihrer Fertigstellung die größte und modernste Brückenkonstruktion in Mitteleuropa. Sie widerstand dem schrecklichen Hochwasser von 1890, das die Karlsbrücke beschädigte. Die Brücke erfüllte ihre Dienste bis 1898. 1842 wurde Schnirch an die neu errichtete Direktion der Staatseisenbahnen in Wien berufen. Dort sollte er den Entwurf einer Brücke über die Große Donau in Floridsdorf bei einer Kettenbrücke halte eine 200 m breite Schiffahrtsöffnung, und als erster Konstrukteur plante er eine doppelgleisige Eisenbahnverbindung in der unteren und eine Straßenverbindung in der oberen Etage. Der Bau konnte jedoch aus finanziellen Gründen nicht realisiert werden.

Am letzten Maitag des Jahres 1858 ließ er sich die eigene Berichtigung an der Konstruktion der Kettenbrücke patentieren, die den strengen Anforderungen der Eisenbahnämter entsprach. Eine doppelgleisige Brücke wurde nach diesem Vorschlag 1860 in Wien gebaut. Auf der Weltausstellung in London 1862 errang das Modell eine Goldmedaille.

Schnirch baute noch eine Kettenbrücke in Wien, erlebte die Erhebung in den Ritterstand und den ausgeschriebenen Wettbewerb für die dritte Brücke in Prag. Mit seinen Mitarbeitern sandte er insgesamt vier gutdurchdachte Vorschläge ein; das Komitee gab jedoch dem Vorschlag der Engländer Ordish und Le Feuver den Vorzug. Hierbei handelte es sich um eine Kettenbrücke, die wegen ihres ungewöhnlichen Aussehens besonders gefiel.

Daß der tschechische Brückenbau einen der vordersten Plätze in Europa einnahm, ist dem Verdienst Ingenieur Bedøich Schnirchs zuzurechnen. Mit dem Vorschlag eines Hängedaches war er seiner Zeit um hundert Jahre voraus. (Diese Konstruktion wurde auf der Weltausstellung in Brüssel 1958 als umwälzende Neuerung bezeichnet). Aus seinem Schaffen ist ein Buch über die Kettenbrücke in Prag erhalten geblieben, eine Kettenbrücke, die vor einigen Jahren van der Moldau bei Podolsko an die Lužnice zur Gemeinde Stádlec versetzt wurde, das Modell einer dopppelgleisigen Kettenbrücke für die Londoner Ausstellung, das sich im Technischen Museum in Brno befindet und die älteste Hängedachkonstruktion der Welt in Banská Bystrica.

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