Josef Helfert (1791-1847)
und die Anfänge des Denkmalkultes im Böhmisch-Österreichischen Vormärz

H. Rokyta
Östereichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege
1965 XIX Heft 1/2


Die vorliegende Arbeit stellt eine erweiterte Neubearbeitung
des in der Prager Zeitschrift „Umìní“, IX, 1961, Nr. 5, veröffentlíchten tschechischen Originaltextes
„Josef Helfert (1791-1847) a zaèátky kultu památek v èeských zemích“ dar.

Professor Josef Helfert,
Porträt aus dem Besitz der Familie Helfert, gezeichnet von Josef Mánes
(Tschechoslowakische Akademie der Wissenschaften, Institut für Theorie und Geschichte der Kunst, Prag)

 

Die Erinnerung an Josef Helfert, den hervorragenden Juristen und Universitätslehrer des Vormärz, begnügt sich in der Regel mit der Feststellung, daß er der Vater des Historikers und konservativen Politikers der Ära des zweiten Absolutismus Josef Alexander Helfert (1820-1910), des langjährigen Präsidenten der Zentralkommission, gewesen. Josef Helfert entstammt einer Handwerkerfamilie aus Plan bei Marienbad in Böhmen (Planá u Mariánských Lázní). Der zweite Sohn eines Gerbermeisters am Marktplatz - das Geburtshaus steht heute noch - wurde zum Ahnherrn einer Familie, die heute bereits in fünfter Generation immer noch der Denkmalpflege verbunden ist1.

Die Helfert kamen zu Anfang des 18. Jahrhunderts aus Bayern nach Böhmen. Drei Generationen vor Josef Helfert teilte sich das Geschlecht: Ein Zweig blieb in Westböhmen und kam über Tachau (Tachov) nach Plan (Planá), ein zweiter ging nach Ostböhmen. Dem letzteren entstammt der Königgrätzer Domkapitular Augustin Helfert, der Freund Josef Dobrovskýs und Vermittler zwischen diesem und dem Bischof des Josephinischen Toleranzediktes, dem gebürtigen Fulkener J. Leopold Hay, dem Schwager von Josef Sonnenfels und Melchior Birkenstock.

Fast hatte der junge Josef Helfert, finanzieller Schwierigkeiten seiner Eltern halber, nicht zum Studium kommen können. Seine Lehrer und der Planer Schulkatechet P. Losoi konnten indes die Hindernisse beseitigen, und Josef Helfert bezog mit seinem ältesten Bruder das Untergymnasium in Eger (Cheb). Sicher ist die reiche Zahl an Denkmalern in Eger nicht ohne Eindruck auf den Gymnasiasten geblieben. Seit 1807 studierte Helfert in Prag Philosophie unter den üblichen materiellen Schwierigkeiten einer kinderreichen Familie während der Napoleonischen Kriege. lm Jahre 1813 verlangte er, gleichermaßen vom Beispiel seiner deutschen Kommilitonen im Lützower Corps wie von der russophilen Begeisterung seiner tschechischen Umgebung entflammt, an der Seite Rußlands gegen Bonaparte zu kampfen. Entbehrungen vermochten den jungen Helfert nicht zu hindern, auf ausgedehnten Fußwanderungen fremde Landschaften kennenzulernen, um sich grundlegende Kenntnisse auf dem Gebiet der historischen Topographie anzueignen. Fällt doch gerade in seine Studienzeit das gesteigerte lnteresse an der jungen Disziplin der Ethnographie, die mit den Namen der Brüder Grimm, mit dem seines Landsmannes J. G. Meinert2 und der Episode der „Wiener Märchengesellschaft“ während des Wiener Kongresses so eng verbunden ist.

Nach erlangtem Absolutorium der Philosophie geht Josef Helfert in das nordböhmische Warnsdorf als Hofmeister der Familie des Notars Richter, um die Mittel für das Studium der Rechte aufzubringen. Nach Beendigung seiner Prager Jura-Semester und einem kurzen Intermezzo als Erzieher im gräflichen Hause Cavriani in Prag und Wien war er dann kurze Zeit als Rechtspraktikant in Luditz (Žlutice) bei Karlsbad; Anfang 1814 stand er in Diensten des Prager Magistrats, und seit April desselben Jahres war er in der Kanzlei des fürstenbergischen Residenten in Böhmen und Hofrates Michael Ebert, des Vaters von Karl Egon Ebert, tätig. In diese Zeit fallen seine Wanderjahre. Helfert lernt Westböhmen, das seiner engeren Heimat benachbarte Gebiet von Plass, Pilsen und Elbogen kennen, kommt von Prag aus dienstlich und privat in die Bürglitzer Wälder (Køivoklát). Er übt sich auf seinen Reisen als Zeichner von Denkmalern. Seine Zeichnung der Burg Elbogen (Abb. 27)3 ist somit älter als die bekannte Zeichnung von J. W. Goethe.

Nach kurzer Wirksamkeit im Justizdienst an mehreren Orten Böhmens ging Helfert nach Wien, um noch vor seinem juridischen Doktorat Substitut beim Kanonisten Th. Dolliner zu werden. In den Jahren 1818-1820 sehen wir Josef Helfert als jungen Professor dieser Disziplin an der Olmützer Franzens-Universität. Er und Andreas Baumgartner sind die besten Köpfe im Lehrkörper dieser nicht unbedeutenden Provinzuniversität4. lm Jahre 1820 wurde Josef Helfert als Professor des kanonischen Rechts an die Prager Karls-Universität berufen. Hier tritt der Selfmademan der Ära des Kaisers Franz in den Prager Kreis von Karl Egon Ebert und Josef Mánes. Sein Sohn Josef Alexander hat später das geistreiche Gesellschaftsleben seines Elternhauses in der Sommerwohnung auf der vor dem Újezder Tor gelegenen Výšinka oder auf dem späteren Landsitz seiner Eltern, Míèanka im Vršovicer Tale, anziehend dargestellt5. Während seines langen Wirkens an der Universität und im fürsterzbischöflichen Konsistorium, wo er als Laie eine führende Stellung als Konsistorialrat innehatte, wird der Spätjosephiner Helfert zu einer geradezu legendären Autorität. Ein europäischer Souverän und mehrere ausländische Regierungen erbitten seine Gutachten für Gesetzesentwürfe der neuen Toleranzedikte. Er war Examinator des theologischen Nachwuchses und stand mit Karel Vinaøický im Jahre 1828 an der Wiege der „Zeitschrift für den katholischen Klerus“. Helfert nahm an philanthropischen und karitativen Aktionen lebhaften Anteil.

Durchreisende Fremde sprachen nach erfolgtem Höflichkeitsbesuch bei Josef Helfert von seiner Ähnlichkeit in Habitus und Zuschnitt mit Justus Möser, dem Verfasser der „Patriotischen Phantasien“6. Auf längeren Studienreisen lernte er Deutschland, England, Frankreich, Belgien und die Niederlande kennen. Josef Mánes hat in seiner eleganten Zeichnung das Portrat des Prager Gelehrten von Weltruf auf dem Höhepunkt seiner Lebensbahn festgehalten (Abb. 26). Obwohl das Porträt - sichtlich eine Freundesgabe - nicht signiert ist, besteht kein Zweifel über seinen Schöpfer. Der Stecher Carl Mayer in Nürnberg brachte einen Stahlstich in den Handel, der die Autorschaft Mánes' festhält und im Jahre 1856 im Prager Jahrbuch „Libussa“ erschienen ist7.

Unerwartet starb Josef Helfert am 9. September 1847 in Jungbunzlau (Mladá Boleslav)8. Zwei Männer, denen sein Erbe auf dem Gebiete der Denkmalpflege anvertraut sein sollte, standen symbolisch an Josef Helferts Grab: Václav Pešina, Prager Domherr und Initiator des Prager Dombauvereins, dem der Verstorbene entscheidende Hilfe bei der Erlangung seines Kanonikates und somit seines Wirkungskreises hatte angedeihen lassen, und Josef Alexander Helfert, der Sohn des Verewigten, der dann länger als ein halbes Jahrhundert an der Spitze der gesamten österreichischen Denkmalpflege stehen sollte. Hatte doch V. M. Pešina kurz vor Helferts Tod seine Reise zu den neunundzwanzig mittelalterlichen Domen vollendet. Sie stand programmatisch an der Wiege des von Josef Helfert so tatkräftig geförderten Prager spätromantischen Historismus, der seine Manifestation drei Jahre zuvor, in den Tagen vom 29.-31. August 1844, in Anwesenheit von František Palacký und Pešina beim III. Kongreß der Architekten und lngenieure in Prag gefunden hatte9.

 

František Palacký

Es mußte lange als bedauerlich empfunden werden, daß Josef Helferts unzweifelhafter Anteil an diesem Abschnitt des Denkmalkultes und an den praktischen Auswirkungen in Böhmen und Österreich im Schatten des Werkes seines weitaus bekannteren Sohnes so gut wie vergessen war. Sagt doch Josef Alexander Helfert von jener Arbeit, die seinen Vater an die Spitze der praktischen Denkmalpflege stellt, von Josef Helferts Buch „Von der Erbauung, Erhaltung und Herstellung kirchlicher Gebäude“ (Wien 1823), mit Recht: „Er hatte mühsam zu sammeln und das Gesammelte noch mühsamer zusammenzustellen, da ihm keine Werke vorlagen, die er in Hinsicht auf Plan und Ordnung hätte prüfen und für seinen Zweck benützen können. Dennoch erfreute sich gleich die erste Monographie über die Erbauung, Erhaltung und Herstellung kirchlicher Gebäude im Jahre 1823 des ungeteilten Beifalls der Gelehrten nicht minder als der Praktiker.“10
Wenn wir eingehend die Motive prüfen, die Josef Helfert veranlaßt haben, den Schritt aus der Welt von Rechtsaltertümern zur Sicherung von geschichtlichen und künstlerischen Denkmalern zu tun, darf nicht übersehen werden, daß er dabei von der rechtshistorischen Schule des Freiherrn K. v. Savigny und des Wieners J. G. v. Rössler beeinflulßt war. Aber auch an die Zeitgenossenschaft von Jakob Grimm, Pavel Josef Šafaøík und Arcybašev Moroškin muß gedacht werden. lm benachbarten Mähren gehören die beiden Brünner Christian d'Elvert, ein Olmützer Richter-Schüler, und Peter Chlumecký in diesen Kreis11.

Bevor wir zu einer eingehenderen Erörterung von Helferts Buch über die Erbauung, Erhaltung und Herstellung kirchlicher Gebäude kommen, müssen wir uns die Frage stellen, welche heimischen und eventuellen ausländischen Anregungen den jungen Prager Universitätsprofessor in dieser Hinsicht beeindruckt haben konnten.

 

Burg Elbogen, Zeichnung von Josef Helfert 1806,
im Besitz der Familie Helfert (Staatliches Institut für Denkmalpflege und Naturschutz, Prag)

Literaten und Dichter der Romantik hatten sich zum Motiv mittelalterlicher Burgen und Ruinen sowie der sentimentalen Friedhofslandschaft bekannt. Georg Forster, der Erzieher der beiden Brüder Humboldt, sowie Sulpice Boisserée hatten auf die gesellschaftliche Funktion der Denkmäler im Kulturleben hingewiesen. Forsters „Ansichten vom Niederrhein“ (1799) mit der Beschreibung des Kölner Domes und der Düsseldorfer Galerie sowie der Denkmaler in England und den Niederlanden stehen am Beginn einer Bewegung, die sich bei der Rehabilitierung des Mittelalters und der Volkskunst unter den gebildeten Ständen zu Ossian, Young und dem Volkslied ebenso sehr wie zum Pathos Herders und Goethes bekennt. Neue wissenschaftliche Disziplinen, etwa die der Ethnographie und der Slawistik, beide eng mit dem Namen Josef Dobrovskýs verbunden, haben dem Denkmalkult neue Wege bereitet. Die deutschen und österreichischen Romantiker des Griffels und der Feder haben nicht nur die malerisch-poetischen Landschaften längs des Rheins und der Alpenwelt, sondern auch das Böhmische Mittelgebirge entdeckt, und Theodor Körner schwärmt unter dem Schreckenstein bei Aussig von der romantischen Landschaft, lange bevor Ludwig Adrian Richter dieses schönste Bild der Landschaftsromantik geschaffen hat. Friedrich von Sehlegel beschwört im Jahre 1812 in der Zeitschrift „Deutsehes Museum“ die böhmischen Patrioten, sich doch zu vergegenwärtigen, daß der Karlstein zu Recht ein nationales Pantheon darstelle. Josef von Eichendorff, der sieh im Geiste Schenkendorfs dauernde Verdienste um die Rettung der Marienburg erworben hat, ist geradezu ein Dichter des romantischen Denkmalkultes zu nennen („Giebichenstein“)12. Und Goethe, Böhmens häufiger Gast, läßt den „böhmischen St. Miehel“, die Ruine Engelshaus bei Karlsbad, in seinen Roman „Die Wahlverwandtschaften“ eingehen, indes - neben vielen Themen der Feder und des Griffels in Elbogen, Kinsberg, Eger und Karlsbad - Graupen (Krupka) bei Mariaschein (Bohosudov) nächst Teplitz (Teplice) die anonyme Landschaft seiner „Novelle“ ist. Goethes tschechischer Bewunderer František Ladislav Èelakovský, der von C. F. Volneys „Les ruines ou méditations sur les révolutions des empires“ beeindruckt war, hat die Anfänge des Denkmalkultes von seinem Linzer Lehrer J. B. Weiß vermittelt bekommen. Ludwig Tieck, der 1813 kürzere Zeit in Prag weilte, läßt in seinem Roman „Franz Sternbalds Wanderungen“ den Malern den Rat geben, die Kunstlandschaften nach den Ahnungen und Kindheitserinnerungen zu empfinden. Wir verdanken ihm das zauberhafte Kryptogramm aller romantischen Denkungsart: „Wundervolle Märchenwelt steig auf in der alten Pracht.“

Unter dem Eindruck des Kanons in Wackenroders „Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders“ begründen die Brüder Sulpice und Melchior Boisserée, die schon mit Josef Dobrovský in Kontakt getreten waren, die erste Sammlung mittelalterlicher Bilder. Die Brüder und ihre Gesinnungsfreunde standen mit Josef Görres, Achim von Arnim und K. F. Schinkel an der Spitze der Kölner Dombaubewegung, die so viel Nachahmung finden sollte. Und in der wenig zitierten Schrift Goethes „Ueber Kunst und Altertum in den Rhein- und Main-Gegenden“13 entdecken wir das erstemal den Begriff eines Konservators von Denkmälern in jener Fülle seiner Bedeutung, die er bis auf den heutigen Tag behalten hat. Zur gleichen Zeit begab sich in Böhmen Karel Hynek Mácha, wohl der größte der Byronisten des Kontinents, auf seine romantische Wanderfahrt zu den denkwürdigen Burgen seines Vaterlandes, während der im Bolzano-Prozeß reglementierte Professor Vinzenz Weintridt mit seinen Schülern in der Umgebung von Wien interessante Formen des Denkmalkultes im Schubert-Kreis erlebte14. lm Zeichen nationaler Pietät pilgert Ján Kollár zu den verwehten Spuren slawischer Stämme in der Gegend von Leipzig, Jena und Altenburg. In Prag empfängt er angesichts der steinernen Zeugen der großen Vergangenheit seines Vaterlandes die Berufung zum politischen Heros. Auf dem Vyšehrad bricht er einen Stein aus dem Mauergefüge, den er dann als Reliquie mit sich führt. In Tschaslau (Èáslav) sucht er das Grab von Jan Žižka auf, und in Jena betritt er ehrfürchtig den Garten, den Friedrich Schiller besessen.

 

MachaKH.jpg (15706 bytes)

Karel Hynek Mácha

Erst nach den Dichtern haben die bildenden Künstler den Weg zum romantischen Motiv des Denkmalkults gefunden. Josef Georg Meinert (1773-1844), Prager Universitätsprofessor und Freund Josef Dobrovskýs, der Begründer der wissenschaftlichen Folklore in den böhmischen Ländern, schreibt in der Einleitung seiner Volksliedersammlung „Fylgie“ (1817) aus dem mährischen Kuhländchen, die er, von Schlegel, Grimm, den Mitgliedern der „Wiener Märchengesellschaft“, ja sogar von Goethe dazu aufgemuntert, in Partschendorf bei Neutitschein (Bartošovice) in Mähren herausgegeben hatte, im Anhang („Das Kuhländchen und seine Bewohner“): „Hochwald, Stramberg, Altitschein . . . Die beiden ersteren hat ein hoffnungsvoller Künstler aus Wien, Herr Kupelwieser, in Oel gemalt, und ich biete seine gelungene Arbeit dem Vaterlandsfreunde zur Benützung an, der etwa eine geschichtlichmalerische Beschreibung der mährischen Burgen herauszugeben gedenkt, die von Tag zu Tag eine unverständlichere Geheimschrift der Vorzeit werden.“15

Dieses Bekenntnis eines Gelehrten von europäischem Ruf zum Denkmalkult steht am Beginn der Wirksamkeit der Schule Josef Hormayrs. Burgen, Vesten, Bergschlösser, Kirchen und Ruinen sowie Friedhöfe werden zu vielbesuchten Orten des romantisch-sentimental beeindruckten Natur- und Landschaftskultes im Sinne Byrons, sind jedoch in unseren Ländern von starken vaterländischen Impulsen begleitet. Das Interesse des Wieners Leopold Kupelwieser (1796-1862), der auch an anderen Orten Mährens kein Fremder war, steht sichtlich im Zusammenhang mit dem mährischen Mitarbeiterkreis Hormayrs. Eine Reihe von Jahren hindurch traf sich Hormayr mit seinen mährischen Korrespondenten auf dem seinem Freund F. A. Salm gehörigen Schloß Raitz (Rájec) bei Brünn am Rande des mährischen Karstes. Zu diesem Kreis gehören die beiden Horký, Franz Wilhelm und dessen Sohn Josef Edmund, letzterer der Redakteur der Brünner Organe „Moravia“ und „Brünner Wochenblatt“, die dem Mitrovský-Kreis nahestanden. Aber auch der Lexikograph J. J. Czikan und der gebürtige Fulneker August Rokert-Rokyta, ein Neffe des Wiener Numismatikers Eckhel, gehören zu dieser Mitarbeitergruppe. Typisch für diesen Kreis sind das gesteigerte Interesse am Schicksal des bekannten Tumbedeckels der Grafen Salm, der seine endgültige Aufstellung in der Wiener Votivkirche finden sollte, und die Bemühungen um ein würdiges Grabmonument für Josef Dobrovský16. Feiern im Geiste des Wartburgfestes vor den Denkmälern des Hl. Berges bei Olmütz veranstaltete mit seinen Schülern der Olmützer, später Prager und Wiener Professor Leonhard Knoll. Hier klingt in die frühen Formen des Denkmalkultes die erste Dissonanz des bürgerlichen Nationalismus17. In Böhmen tragen Josef Wenzig und Karl Egon Ebert im Geiste des doppelsprachigen Landespatriotismus zum Denkmalkult bei - die Ebertsche „Vlasta“ ist lange Zeit hindurch das Vademecum; Josef Navrátil hat sie für den Schloßbesitzer Veith in Liboch, dem Sitz des Bolzano-Kreises, künstlerisch gestaltet. Šebastián Hnìvkovský, Alfred Meissner, W. A. Gerle, Uffo Horn und Katharina Kloucžková variieren den Kult nach Talent und Temperament. Grillparzers „Libussa“, „Ottokar“, Gerstenbergs „Johann Hus“ und Uhlands Balladen tragen das Motiv in weiteste Literaturkreise. František Palacký hat mit seiner „Genealogie der Sternberge“ im Hormayrschen Taschenbuch auf Dobrovskýs Empfehlung debütiert, und Ludwig August Frankl zieht als Scholar von Burg zu Burg seines Vaterlandes, um später in Wien seßhaft zu werden. In diese Zeit fallen die ersten böhmischen Burgenwerke von Heber, Meissner, Goldhan, Schwoy und Schottky. Sie alle sind mit ihren österreichischen Kollegen (Milde, Weintridt, Meisner, Sartory und den Jüngern des Erzherzogs Johann) bei Alexander Louis Joseph de Laborde („Voyage pittoresque en Autriche“, 1809?) in die Schule gegangen. Selbst der alternde Prince de Ligne trägt mit seinem Burgenrepertoire aus Galizien und Mähren zu dieser Thematik bei (Frain - Vranov n. D.). Malerisch-historische Ansichten werden von den Arbeiten haupt- und nebenberuflicher Topographen, wie Schaller für Böhmen und Schwoy für Mähren, abgelöst18.
In Wörlitz, Eisgrub, Laxenburg und Roßwald wurden Schloß- und Gartenarchitekturen aus dem Umkreis Goethes, des Fürsten Pückler-Muskau und anderer nachgeahmt. Die Archäologie nahm einen neuen Aufschwung; Namen wie Erzherzog Johann, Graf Kaspar von Sternberg und, wenig später, František Palacký traten an die Spitze der im Entstehen begriffenen Nationalmuseen. Viele Generationen von Lesern des Goetheschen „Wilhelm Meister“ entdeckten das Burgenmotiv als Bildungserlebnis. Längst war die Kunstreise für Maler und Dichter ein integrierender Bestandteil ihres Programms geworden. Neben die Kunstprovinzen Italien und Rheinland waren Böhmen und die Alpengebiete gleichberechtigt in den Vordergrund getreten. Der junge František Palacký pilgert zu den Stätten der Wirksamkeit von Johann Amos Komenský im nahen Fulnek. Provinzial- und Landesmuseen in Teschen, Troppau und Brünn, endlich in Prag folgen dem Grazer Beispiel. Auf den Schlössern legt der Adel Grundsteine für erneuerte Kunstkammern und neue Schloßmuseen (Königswart, Friedland, Elbogen). Der Polyhistor Ferdinand Franz Wallraf, Begründer des Museums in Köln, war eine Zeitlang Erzieher im Haus Sternberg in Böhmen gewesen. Über F. A. Kolowrat und seinen Neffen Hanuš gehen Anregungen für den Denkmalschutz in die Werke von Adalbert Stifter („Nachsommer“) und Božena Nìmcová ein und, durch Vermittlung Friedrich Sylva-Tarouccas, des Enkels des Numismatikers Franz Sternberg, in das Werk von Josef Mánes19.

lndessen war ein Ruf nach präventiver Denkmalpflege aktuell geworden. Ferdinand II. hatte in Böhmen verlassene Burgen schleifen lassen, unter Joseph II. waren allein in Prag 63 Kirchen bzw. Kapellen zwischen 1782-1790 profaniert oder baulich zerstört worden, darunter die Bethlehems- und die Fronleichnamskapelle, Bauwerke, die in die europäische Geschichte eingegangen waren20.

Sicher hat Josef Helfert im Haus des Dichters Karl Egon Ebert (hier lernte er erwiesenermaßen Palacký kennen21) durch die Klaarsche „Libussa“ und die Zeitschrift „Ost und West“, aber auch im Bolzano-Kreis zu Prag und Liboch und im Umgang mit Jan Jeník von Bratøic, dem Hüter des dahinsinkenden Rokoko in Prag, manche konkrete Anregung empfangen. Längst waren altertümliche Stadtmotive, der Karlstein oder Schloß Friedland und andere heimische Burgen in das Oeuvre Ludwig Kohls und des Pucherna-Kreises eingegangen. Der Hofmaler der Herzogin von Sagan, der Wiener Akademieschüler Ernst Welker, zeichnete im ersten Drittel des Jahrhunderts neben vielen denkwürdigen Lokalitäten jenes Schloß in Böhmen, das zum Schauplatz eines der schönsten Romane der Weltliteratur werden sollte: Ratiboøice in Ostböhmen, Handlungsort des Buches „Großmütterchen“ von Božena Nìmcová22.
All das, was diesem böhmisch-österreichischen Kreis des Vormärz seit Goethe, Forster und Byron, seit den Brüdern Sulpice und Melchior Boisserée, Friedrich Schlegel, Brentano, Birkenstock, dem Wiener Numismatiker Eckhel und seinem Neffen August Rokert-Rokyta (einem gebürtigen Fulneker), seit Theodor Korner und K. H. Mácha, Tomášek, Tieck, der Frau van der Recke und nicht zuletzt Seumes „Reise nach Syrakus“ bekannt gewesen, war Helfert nicht unbekannt geblieben. Nicht zuletzt haben ihm die Gründung des Böhmischen Museums in Prag und die öffentliche Wirksamkeit P. J. Šafaøíks in Wien mächtige Impulse gegeben.

Darum überrascht es keineswegs, daß ein Jurist mit Sinn für Präzision und Terminologie ein Buch über die Erhaltung van sakralen Denkmälern schreibt. Fand sich auf diesem Gebiet doch viel Grund und Gegenstand zu Kritik und Tadel. Helfert ging von den in den österreichischen Erblanden bestehenden Rechtsnormen aus, die er den Anforderungen des kanonischen Rechtes anpaßte, um „durch planmäßige Zusammenstellung der die kirchlichen Gebäude betreffenden Vorschriften“ eine vollständige Übersicht zu erhalten23. Der Autor zählt zu den kirchlichen Gebäuden im engeren Sinn noch Pfarrgebäude, Kirchhöfe und Totenhäuser. Wir fürchten, ein ermüdendes Elaborat von Kameralvorschriften vorzufinden. Ganz im Gegenteil. Gerade hier zeigt sich Josef Helfert als fesselnder Interpret seiner bahnbrechenden Gedanken. Die Herrschaftsverwaltungen des Grundbesitzes als Repräsentanten der Patronatsobrigkeit und der Betrieb in den Konsistorien des böhmisch-österreichischem Josephinismus mit seinen zentralistischen Tendenzen hatten den zuständigen Beamtenapparat, der für die Sakralbauten verantwortlich war, weitestgehend bürokratisiert. Dies alles wirkte sich zum Nachteil der kirchlichen Denkmäler aus, die nur als existierend betrachtet wurden, wenn sie entsprechende Fonds oder Stiftungstitel besaßen. Von einem Verständnis für ihre geschichtliche und kunstwissenschaftliche Bedeutung konnte in diesen Fällen keine Rede sein. All dies trug zu ihrem Verfall bei, und Helfert entschloß sich, ihnen seine liebevolle Aufmerksamkeit zu schenken.

In der ersten Auflage seines Buches (Wien 1823) bearbeitet der Verfasser den Stoff in einer Einleitung und drei Hauptstücken, von denen das erste wieder drei Kapitel umfaßt. Das Hauptfeld denkmalpflegerischer Erörterungen ist im zweiten (Von der Erhaltung der Kirchen und Pfarrgebäude), aber auch im dritten Kapitel zu finden (Von der Ausbesserung und Herstellung der Kirchen- und Pfarrgebäude). Nach einer kurzen Definition des Begriffs „kirchliches Denkmal“ macht uns Josef Helfert mit der älteren, meist lateinischen Literatur zum Gegenstand aus der Zeit von 1580-1807 vertraut. Es folgen einige Grundgedanken über die zeitgemäße Toleranzpraxis in den österreichischen Ländern und dann, im zweiten und dritten Hauptstück der ersten Abteilung, die Grundsätze der Denkmalpflege gemäß damaliger Anschauung. lm zweiten Teil führt Helfert die Definition der pfleglichen Erhaltung eines Kunstdenkmals ins Feld. Er schreibt: „Erhalten werden sie, wenn sie in Dach und Fach, das ist, in jenem Zustande verbleiben, in welchem sie bei einem ordentlichen Hausvater zu jeder Zeit gefunden werden. Dazu wird eine wachsende Aufsicht und die ungesäumte Vornahme aller kleineren Reparaturen erfordert. Die Erhaltung setzt demnach nur geringe Kosten voraus, und findet so lange statt, als sich das nähmliche nur ausbessern und zurichten läßt. Sie macht die Herstellung unnöthig, oder hält sie doch fern. “24
Josef Helfert erweist sich hier als einer der frühen Anwälte einer präventiven Denkmalpflege. Darum sollten keineswegs seine Ausführungen im § 32 über den präventiven Schutz der Denkmäler vor Brandschaden vergessen werden. In diesem Paragraph wird von ihm auch die Errichtung von Blitzableitern propagiert.

lm dritten Kapitel dieses Hauptstückes kommt der Autor auf die eigentliche Ausbesserung (refectio) von Denkmälern und ihre Rekonstruktion (Herstellung, reparatio) zu sprechen. Es ist für das Werk Josef Helferts, des Juristen von internationalem Ruf, besonders charakteristisch, daß er in dieser frühen Phase des Denkmalschutzes zum Begründer einer ersten wissenschaftlichen Terminologie geworden ist, die er dem Wortschatz seiner eigenen Disziplin entnommen hat. Die Definition bei Josef Helfert lautet: „Alles, wodurch ein dem Ganzen oder einem großeren Theile nach in schlechten Zustand gerathenes oder zu Grunde gegangenes Gebäude wieder in einen guten Zustand versetzt oder aufgerichtet wird, ohne Unterschied, ob hierbei die alte Form beibehalten, und der frühere Zustand wieder hergestellt, oder ob das eine oder andere den gegenwärtigen Verhältnissen angeeignet werde. Sie (die Ausbesserung und Herstellung; Anm. d. Autors) hat Statt, wenn entweder die Erhaltung, durch welche sie eben verhütet worden ist, oder wenn Zeit und Unglücksfälle ein Gebäude schadhaft machen oder zu Grunde richten.“25

Wir müssen uns vergegenwärtigen, daß die Postulate nach zweckmäßiger Pflege aller sakralen Denkmäler in dieser von Helfert geprägten Formulierung von seiner persönlichen Autorität unterstützt waren und auch von seiner Umgebung entsprechend verstanden und aufgenommen wurden. Es ist in der einschlägigen Literatur auf diese Umstände kaum hingewiesen worden, obwohl der Weiterbestand der Denkmäler in erster Linie Helfert zu danken ist.

lm nächsten Abschnitt (§ 34) kommt abermals der Jurist Helfert zu Wort, wenn er die Notwendigkeit der Renovierung baufälliger und devastierter Kirchen behandelt. Hier werden Forderungen an die öffentliche Verwaltung gestellt. Der Autor spricht aus der reichen Erfahrung seiner verwaltungsjuristischen Tätigkeit, wenn er den Begriff des Denkmals so großzügig wie nur möglich faßt. Zwischen den scheinbar so nüchternen Zeilen des zeitbedingten Amtsstils im österreichischen Statthaltereideutsch verrat der Liebhaber von Kunstdenkmälern die Leidenschaft seines Lebens und sein absolutes lnteresse, um jeden Preis das historische und künstlerisch wertvolle Denkmal zu retten. Er hat damals auf die Möglichkeit hingewiesen, in Zweifelsfällen eine Veränderung im Verhältnis von ecclesia matrix und filia eintreten zu lassen, wenn dies im lnteresse des bedrohten Denkmals war. Manches gefährdete kirchliche Bauwerk verdankt dieser Helfertschen These seine Weiterexistenz. Sagt er doch, man müsse „mit Wehmut“ zusehen, wie sakrale Bauwerke ohne die nötigen Fonds für ihre Erhaltung dem Verfall entgegengehen, und sucht darum als routinierter Jurist immer wieder eine Lücke im Verwaltungsapparat zu ihrem Vorteil und ihrer Rettung. Es war dies nach jahrzehntelanger josephinischer Praxis kein gering anzuschlagender Erfolg gegenüber den Vertretern des Fiskus, die
nur Benefizien mit Existenztiteln, aber keine Kunstdenkmäler anerkennen wollten.

lm weiteren beschäftigt sich Helfert mit dem administrativen Apparat, der an den Maßnahmen einer Kirchenrenovierung beteiligt zu sein pflegte. Diese Kapitel werden für den heutigen Historiker der Architekturgeschichte von Nutzen sein. Sie sprechen von übersehenen und sehr wenig bekannten Einflüssen auf Fortschritt und Stagnation, soweit sie rechtlicher Natur gewesen sind, wie etwa von Reservaten der Patronatsbehörden, Fundautorenrechten, Beitragspflichten zum Benefizium und anderen Rechtsverbindlichkeiten, die sich in der
Regel doch sehr maßgebend für den baulichen Fonds ausgewirkt haben. Die Archivalien dieser Rechtstitel haben sich inzwischen geradezu als eine wahre Fundgrube für die Baugeschichte oder Renovationen eines kirchlichen Denkmals erwiesen. Wir werfen mit Helfert einen Blick auf jene Körperschaften, die direkt oder indirekt die Pflege von Sakraldenkmalern betreut oder administriert haben. Zeitgeschichtlich interessant sind die Abschnitte über Friedhofspflege. Es spielen hier neben romantischen Motiven neue Postulate der zunehmenden Hygiene eine gewisse Rolle.

Das Buch ist mit einem Anhang und mit Tafeln sowie einer Anleitung zum Geschäftsstil bzw. Gebrauch von Rubriken ausgestattet. Elf Jahre später, im Jahre 1834, erschien in der Sommerschen Druckerei im ehemaligen St. Annenkloster der Prager Altstadt (CN° 948) eine zweite, gründlich bearbeitete Auflage von Helferts Werk26. Der Autor berichtet im Vorwort, daß das Manuskript schon 1832 abgeschlossen war. Nächst dem erweiterten Vorwort bleibt zu erwähnen, daß der Verfasser in die Neuauflage viele neue normative Bestimmungen aufnehmen konnte und manchem Kapitel größeren Raum gewährt hat. So wuchs die zweite Auflage um mehr als zwei Drittel des ursprünglichen Umfanges und enthält auch ein umfangreiches Register (Seiten 254-261). lm § 17 des ersten Hauptstückes findet sich ein eingehender Kommentar über den liturgischen Charakter der kirchlichen Denkmäler und im weiteren, auf Seite 40, eine kurze Anleitung zum Studium historischer Stile. Man kann sagen, daß dieser Abschnitt über die traditionellen Stile (bei Helfert: byzantinischer, karolingischer, gotischer Stil) zu den interessantesten Passagen der Neuauflage gehört. Ihr Kommentar unterscheidet sich zwar kaum mehr von den durchschnittlichen Kenntnissen, die man den zeitgenossischen Enzyklopädien entnehmen konnte, aber die Bedeutung liegt auf einem anderen Gebiet des kulturellen Lebens: Man hat es hier mit einer sehr kurzen, aber populären Kunstgeschichte für die Betreuer der kirchlichen Denkmäler zu tun. Es waren die Kleriker, die - nach manchen indifferenten Generationen josephinischen Staatskirchentums sich nun stark den vaterländisch-romantischen Themenkreisen und in Böhmen der nationalen Wiedergeburt zuzuwenden begannen. So wird Helferts Beitrag zugleich ein Beitrag zum Historismus des 19. Jahrhunderts. lnteressieren werden gewiß auch heute noch Helferts Ansichten über Neubauten kirchlicher Objekte, ihren Stil und ihre Ausschmückung. Er steht auf dem Standpunkt, daß hier das kanonische Recht völlige Freiheit einräume. Diese Ansicht ist im Kreise der Enthusiasten des Denkmalkultes ein vorromantisches Residuum. Noch während Helferts öffentlicher Wirksamkeit und sehr bald nach seinem Tode wurde diese Auffassung von den Romantikern und ihren Gefolgsleuten, die sich von den Formen der Neugotik angezogen fühlten, verdrängt. Adalbert Stifter wünscht - wohl in Übereinstimmung mit den Repräsentanten der österreichischen Architektur seiner Zeit, mit Heinrich von Ferstel und Franz Schmidt -, es mögen Neubauten von Kirchen und Kathedralen im „altdeutschen Stil“ erfolgen27. Noch zu erwähnen bleibt, daß Helfert seine Neuauflage auch um viele Stellen erweitert hat, die sich mit präventiver Denkmalpflege beschäftigen.

Das Buch Josef Helferts stellt ein bemerkenswertes und sehr frühes Dokument für die Zeit fortschrittlicher Gedanken am Ausgang des Josephinismus unter dem Eindruck der Romantik dar und fällt in die Epoche früher Formen der Denkmalpflege. Der hervorragende Prager Rechtsgelehrte der Wiener Schule, selbst ein später Josephinist, stützt sich auf die Normen des bestehenden Rechts und bemüht sich um eine erste Kodifizierung rechtlich-administrativer Denkmalpflege, die er mit den tatsächlichen Anforderungen und Bedürfnissen in Einklang zu bringen bemüht ist. Das Buch zeugt vom überdurchschnittlichen Bildungsniveau seines Verfassers. Manche Maßnahme dieser Zeit wird uns nach der Lektüre des Buches verständlich.

Wir glauben den Versicherungen von Josef Alexander Helfert, daß das Werk seines Vaters viel Anklang gefunden hat28. Hat es doch in nicht geringern Maße dazu beigetragen, daß bald nach seinem Erscheinen spezielle Körperschaften bestellt wurden, die ihr statutarisches Hauptaugenmerk dem Schutz der Denkmäler widmen sollten.

Noch zu Josef Helferts Lebzeiten, im Jahre 1845, wandte sich die archäologische Sektion des Böhmischen Nationalmuseums mit einer programmatischen Schrift und einem Aufruf an die Öffentlichkeit, in denen sie, im Einklang mit den Förderungen von František Palacký, die Erfordernisse der nationalen Denkmalpflege in Böhmen darlegt und praktische Anleitungen zur Mitarbeit beifügt29. N ur sechs Jahre nach Josef Helferts Tod, im Jahre 1853, nahm die Zentralkommission in den österreichischen Kronländern ihre Tätigkeit auf. Damals standen die böhmischen Länder, was die Zahl der Konservatoren betrifft, ohne Zweifel mit an der Spitze aller Bestrebungen, diese fortschrittlichen Tendenzen zu verwirklichen30.

Es erübrigt sich beinah, daran zu erinnern, das aus den gleichen Motiven sowie dem Ethos vaterländischen Geschichtsbewußtseins im Jahre 1859 der Dombauverein zu St. Veit in Prag entstanden ist. Wenn wir zu den Anfängen des Denkmalkultes in den böhmischen und österreichischen Ländern zurückblicken, müssen wir die Person und das Werk Josef Helferts berücksichtigen. Er war mit seinem Buch über die kirchliche Denkmalpflege einer der ersten, die zur praktischen Lösung ihrer Bedürfnisse den Grundstein gelegt haben31. Er gehört somit zu den markanten Vertretern der Disziplin in jenem Zeitabschnitt, der den organisatorischen Formen unserer heutigen öffentlichen Denkmalpflege unmittelbar vorangegangen ist.
 

lfancy1.gif (1168 bytes)

Poznámky:

1 Zd. Wirth, Jos. Alex. svob. pán Helfert. Èasopis spoleènosti pøátel starožitností, XVIII, 1910. - H. Rokyta, Jaroslav Helfert. K 75, narozeninám, 27. 9. 1883. Zprávy památkové péèe, XVIII, 1958, 5-6. zpìt
2 Joseph Georg Meinert (1773-1844), Prager Universitätsprofessor und Begründer der Ethnographie in den böhmischen Ländern. zpìt
3 Sign. „Helfert Josephus 8. Augusti 806“. lm Besitz der Familie Dr. Jaroslav Helfert, Potštejn, Böhmen. zpìt
4 V. Nešpor, Dìjiny university Olomoucké, Olomouc 1947. zpìt
5 Joseph Alexander Freiherr von Helfert, lm Elternhaus. Sonderabdruck (auf dem Titelblatt fälschlich „Aus dem Elternhaus“) in: „Die Kultur“, 1906, Heft 4, hg. von der Österreichischen Leo-Gesellschaft in Wien. zpìt
6 Justus Möser (1720-1794), Patriotische Phantasien, 4 Bde., Berlin 1775ff. zpìt
7 J. A. H. (= Josef Alexander Helfert), Josef Helfert. Biographisches Denkmal. Mit dem gestochenen Bildnisse - J. Mánes gez. -, Stahlstich v. Carl Mayer. Prag und Leipzig 1856, Libussa, Jahrbuch für 1856, S. 385-386. zpìt
8 Josef Helfert ruht an der Seite seiner Gattin Anna, der Schwester des Statistikers Dr. Franz Schreiner aus Preßburg (Bratislava), und seiner im zarten Alter verstorbenen Kinder Friederike, Auguste und Emanuel auf dem Olšaner Friedhof in Prag (II, 3, 500). Das Grab Professor Josef Helferts schmückt ein Sandsteinmonument in Gestalt eines flachen Obelisken mit den Symbolen der Jurisprudenz. Die Grabinschrift lautet: „Joseph Helfert, Dr. der Rechte, k. k. o. o. Professor des röm. Zivil- und Kirchenrechtes an der Karl-Ferdinandeischen Universitat, fürsterzb. Consistorialrath zu Prag, geb. zu Plan den 28. Oct. 1791, gest. zu Jungbunzlau am 9. Sept. 1847. Tief im Wissen, klar in Einsicht; fest im Willen, rastlos im Thun, stark im Glauben, aufopfernd in der Liebe. Dem besten Vater die dankbaren Kinder: Joseph Alexander und Maria Anna“. zpìt
9 Zd. Wirth, Devádesat let Jednoty svatovítské. Vortrag anläßlich des 90. Jahrestages der Gründung des Dombauvereins zu St. Veit auf der Prager Burg, gehalten am 22. Mai 1949 im Palais Lobkowitz, Hradschin. - H. Rokyta, Kateøina Klouèzková. K stému výroèí smrti zapomenuté romantické básníøky (9. 1. 1958). Èasopis spoleènosti pøátel starožitností, LXVI, 1958, Nr. 2. zpìt
10 J. A. H., a. a. O., S. 352. zpìt
11 Christian Friedrich Ritter d'Elvert, geb. 1803, mährischer Historiker; Peter von Chlumecký, geb. 1825, mährischer Historiker. zpìt
12 H. Rokyta, Nálezy na hradì Giebichenstein. Zprávy památkové péèe, XXI, 1961, Nr. 5-6. zpìt
13 J. W. Goethe, Über Kunst und Altertum in den Rhein- und Main-Gegenden, in: Altertum und Kunst, Cotta 1816. zpìt
14 H. Rokyta, Vincenc Weintridt und die Anfänge des Denkmalkultes in Österreich und Mähren. Manuskript eines Vortrages im Prager Historischen Klub (Original in tschechischer Sprache). Vgl. Anm. 29. zpìt
15 Alte teutsche Volkslieder in der Mundart des Kuhlandchens. Herausgegeben und erläutert von Josef George Meinert. Erster Band, Wien und Hamburg 1817, Neudruck in Brunn 1909. zpìt
16 Professor J. G. Meinert ist der Verfasser der lateinischen Inschrift am Brünner Monument von Josef Dobrovský auf dem Zentralfriedhof. zpìt
17 V. Nešpor, a. a. O. zpìt
18 Ausführlich bei H. Rokyta, a. a. O. zpìt
19 H. Rokyta, Das „Rosenhaus-Motiv“ bei Božena Nìmcová, in: Vierteljahrschrift des Adalbert-Stifter-lnstituts, VIII, Linz 1959, Folge 3/4. zpìt
20 Zd. Wirth, Stará Praha, Prag 1937. zpìt
21 V. J. Nováèek, Františka Palackého korespondence a zápisky, Prag 1898. zpìt
22 H. Rokyta, Ernst Welker (1788-1857). K stému výroèí úmrti prvního malíøe zámku Ratiboøického. Zprávy památkové péèe, XVIII, 1958, Nr. 1-2. zpìt
23 Vorwort zur ersten Auflage von Josef Helfert, Von der Erbauung, Erhaltung und Herstellung kirchlicher Gebaude, Wien 1823. zpìt
24 Josef Helfert, a. a. O. zpìt
25 Ebendort. zpìt
26 Die erste Auflage war bei J. G. Ritters v. Mosle sel. Witwe in Wien erschienen (1823). zpìt
27 Adalbert Stifter, Vermischte Schriften, hg. von Johannes Aprent, I. Bd. (1869). zpìt
28 J. A. H. (= Josef Alexander Helfert), Josef Helfert. Biographisches Denkmal, a. a. O. zpìt
29 O Starožitnostech Èeských a o potøebì chrániti je pøed zkázou. Wydáním èeského Národního museum, Prag 1845; mit einer Beilage: „Oznámeni“, Prag, 5. März 1846. Od Sboru archeologického èeského národního museum. - H. Rokyta, Vincenc Weintridt a zaèátky péèe o památky v Rakousku a na Moravì v dobì pøedbøeznové. Umìní, XII, 1964 (mit einem bis dahin unbekannten Brief von František Palacký vom II.4. 1840). zpìt
30 Jahrbuch der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmals, Wien 1856. zpìt
31 Die Bibliographie Josef Helferts ist im Anhang an die Biographie aus Joseph Alexander Helferts Feder, a. a. O., S. 385-386 abgedruckt. Würdigungen von Josef Helferts Leben und Werk sind zu finden in: Lexikon für Theologie und Kirche, IV, 1932; Michael Buchberger, Kirchliches Handlexikon, II, 1904; Allgemeine Deutsche Biographie, Leipzig 1880, Bd. II, S.688-690, v. J. Fr. Ritter von Schulte; Const. Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, VIII, Wien 1862; Wiener Kirchenzeitung, 1856, Nr. 60; Neuer Nekrolog der Deutschen, Weimar 1849; Oesterreichische National-Encyklopädie von Graffer und Czikan, Wien 1853; Rieger, Slovník nauèný, III, 1863; Èeský slovník bohovìdný, IV, 1930. zpìt

 

Zpìt na hlavní stránku